Faschingszug in Greußenheim
Sie lieben den Ort, an dem sie leben
In Greußenheim fühlt sich (nicht nur) die ältere Generation pudelwohl. Hier wird zusammen gegessen, gesportelt, Theater gespielt und Fasching gefeiert.
In Greußenheim fühlt sich (nicht nur) die ältere Generation pudelwohl. Hier wird zusammen gegessen, gesportelt, Theater gespielt und Fasching gefeiert.
Wo „Spätzünder“ musizieren
Nach 23 Jahren an der Spitze seiner Küchenbrigade verabschiedet sich Chefkoch Roland Popp in den Ruhestand. Mit dem Küchenmeister Mathias Störcher hat er den perfekten Nachfolger gefunden.
Alles schmeckt besser, sitzen andere mit am Tisch. Karin Kuhn, Bürgermeisterin von Greußenheim, ist froh, dass es seit Mai 2022 mit dem Ristorante Pizzeria Nino wieder eine Gaststätte in Greußenheim gibt. Hier findet einmal im Monat von 14 bis 17 Uhr der Seniorenkreis statt. Montags und donnerstags sind Seniorinnen und Senioren zum Genusstisch eingeladen.


Bürgermeisterin Karin Kuhn
| Rollator-Kurs hoch im Kurs
Greußenheims Ältere vermissen die Urbanität der unterfränkischen Metropole Würzburg nicht, denn in ihrer eigenen Gemeinde ist eine Menge los. Nicht wenige engagieren sich zum Beispiel in der Kirche. „Wir haben eine Lektorin, die mit 93 Jahren ohne Brille laut und deutlich liest, das beeindruckt mich jedes Mal aufs Neue“, schwärmt Karin Kuhn.
Auch im Greußenheimer Sportverein tummeln sich keineswegs nur Youngsters. Menschen im Alter von 65+ machen in den verschiedensten Abteilungen mit. Wobei es auch spezielle Angebote für Ältere gibt. 2015 zum Beispiel startete ein vielbeachteter Rollator-Kurs mit neun Seniorinnen, der dieses Jahr wieder aufgelegt wurde. „Bei beiden Kursen waren die Teilnehmerinnen jeweils über 80“, berichtet Vorstandsfrau Christa Öchsner.
Ältere, die sich für Gartenkunst interessieren, sind beim Greußenheimer Obst- und Gartenbauverein richtig. Der betreut den von Vereinsmitgliedern aufgebauten Fränkischen Wildkräutergarten. Auch Fahrten zu Gartenschauen werden organisiert.

Rollator-Kurs durch den Sportverein Greußenheim


| Auf offener Bühne
Schauspielbegeisterte Greußenheimer im jungen Seniorenalter bringen sich beim Theaterverein „Vorhang auf“ ein. „Diesen Verein haben wir gegründet, um anlässlich unseres 875-jährigen Jubiläums ein historisches Schauspiel aufzuführen“, berichtet Karin Kuhn, die als Vorsitzende fungiert. „Kaiser Karls Gericht“ wurde von der Greußenheimer Mundartdichterin Reineldis Roth verfasst. „2024 zeigen wir es noch einmal“, verrät die Bürgermeisterin. 85 Schauspielende werden dann auf der Bühne stehen: „Darunter mehrere Akteure über 65.“ Davon, dass die Gemeinde die Greußenheimer Geisberghalle saniert und die Bühne der Halle erweitert hat, profitiert nicht zuletzt auch der Theaterverein sowie der Faschings- und Musikverein.
Junge Menschen aus Greußenheim schwingen sich ins Auto und fahren zu Kulturevents nach Würzburg und Umgebung, sie kommunizieren per E-Mail miteinander oder begeben sich im weltweiten Netz auf Entdeckungsreisen. All das liegt den höher Betagten fern, sagt Renate Westerwelle, die den Greußenheimer Seniorenkreis leitet. „Die allermeisten verlassen Greußenheim kaum einmal, die allermeisten machen nichts im Internet“, so die 63-jährige Bänkerin. Umso glücklicher seien sie, wenn sie zusammensitzen und sich unterhalten können.
Der Seniorenkreis ist das Herzstück der gemeindlichen Seniorenarbeit. Für die ältere Generation ist er unersetzlich. Zum Teil kommen über 50 Interessierte zu den monatlichen Treffen.
Immer wieder erhält Renate Westerwelle ein herzliches Lächeln von „ihren“ Teilnehmenden, immer wieder bekommt sie zu hören: „Du machst das wirklich richtig toll.“ Aber auch die Älteren untereinander, sagt sie, haben ein ausgesprochen gutes Verhältnis. „Eine Teilnehmerin musste inzwischen ins Pflegeheim ziehen, sie wird dort oft besucht.“ Apropos Pflege: Auch dafür ist in Greußenheim gesorgt. „Wir haben eine Tagespflege und eine Sozialstation am Ort“, berichtet Karin Kuhn. Wer ein Pflegeheim benötigt, begibt sich meist in die Einrichtung des Kommunalunternehmens nach Würzburg: „Bald soll es eine neue Einrichtung in Uettingen geben, darauf freuen wir uns schon.“
| Alt und Jung feiern zusammen
Um ihre betagten Mitmenschen zu unterstützen, kamen einige schon vor knapp 15 Jahren auf die Idee, eine Organisation zu gründen, die Hilfen wie Fahrten zum Arzt anbietet. Die allerdings wird kaum in Anspruch genommen, was laut Bürgermeisterin Kuhn letztlich als sehr positiv anzusehen ist: „Die Seniorinnen und Senioren selbst helfen einander, außerdem unterstützen Kinder und Enkel.“ Etwas anderes hingegen wird garantiert ein Erfolg werden: „Wir planen einen Mehrgenerationen-Park.“ Hier sollen am westlichem Ortseingang und am „Süßen Brünnle“ seniorengerechte Wohnungen entstehen. Greußenheims ältere Menschen sollen möglichst an dem Ort wohnen bleiben können, an dem sie ihre Kindheit und Jugendzeit verbracht haben und fest integriert sind. „Bei der Sonnwendfeier unserer Gemeinde zum Beispiel waren auch viele Seniorinnen und Senioren anwesend“, berichtet Renate Westerwelle. Da haben Alt und Jung zusammen gefeiert.
„Auch bei uns im Faschingsverein, dem 180 Greußenheimer angehören, sind einige jenseits der 65“, berichtet Bernd Kleinschnitz, Vorsitzender der Faschingsfreunde. Die mehrtägigen Prunksitzungen werden jedes Jahr von einer großen Anzahl der Senioren sehr gerne besucht und haben einen hohen Stellenwert. Dabei erinnern sich viele an ihre vergangenen Auftritte. Sein Heimatort, so der 56-Jährige, sei für ältere Menschen „definitiv äußerst lebenswert“. Der Seniorenkreis, an dem auch seine Eltern teilnehmen, stelle dabei das unbestrittene Highlight dar.

Seniorenfasching in der Pizzeria Nino
Weitere Informationen
In Greußenheim wohnen rund 1.650 Menschen. Ca. 20 Prozent sind über 65 Jahre alt. Die 1136 erstmals urkundlich erwähnte Gemeinde zeichnet sich durch eine gute Infrastruktur, viele Freizeitmöglichkeiten und ein reges Vereinsleben aus. Es gibt eine Filialarztpraxis und eine Praxis für Physiotherapie. Etwa zehn Menschen aus Greußenheim nutzen das APG-Seniorenabo.