Hülsenfrüchte: Vom Feld auf den Teller
Linsen, Kichererbsen & Co. sind kulinarisch vielseitig, haben viele gesundheitliche Vorteile und sind gut für die Umwelt. Inzwischen werden sie auch in der Region angebaut und vermarktet.
Biolandwirt Benedikt Endres aus Bütthard-Gützingen weiß um die Vorteile von Hülsenfrüchten wie hier Kichererbsen für den Landwirt – und den Verbraucher.
Biolandwirt Benedikt Endres aus Bütthard-Gützingen weiß um die Vorteile von Hülsenfrüchten wie hier Kichererbsen für den Landwirt – und den Verbraucher.
Hülsenfrüchte: Vom Feld auf den Teller
Linsen, Kichererbsen & Co. sind kulinarisch vielseitig, haben viele gesundheitliche Vorteile und sind gut für die Umwelt. Inzwischen werden sie auch in der Region angebaut und vermarktet.

Dass Hülsenfrüchte gesund sind, hat sich inzwischen herumgesprochen. Kichererbsen zum Beispiel. Aber dass Kichererbsen und andere Hülsenfrüchte inzwischen auch hier in der Region angebaut werden, wissen wohl die wenigsten. Warum sie nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für Umwelt und Klima richtig gut sind – und wie man sie am besten in eine gesunde, nachhaltige Ernährung einbaut.
Hülsenfrüchte – was ist das eigentlich noch mal? „Es handelt sich um eine artenreiche Pflanzenfamilie“, sagt Janina Herrmann, Managerin der Öko-Modellregion stadt.land.wü. 20.000 Arten gibt es weltweit, von denen aber nicht alle essbar sind. Was für uns bekannt klingt, sind Bohnen, Erbsen und Linsen, von denen es jeweils wieder viele Unterarten gibt. Lupinen und Luzernen sind weniger bekannt, gehören aber ebenfalls dazu.
| Knöllchenbakterien als Kraftwerke Was sie zu Hülsenfrüchten macht, sind verschiedene botanische Merkmale, wie zum Beispiel die namensgebende Hülse oder die schmetterlingsartige Form ihrer Blüten. Besonders interessant aus landwirtschaftlicher und ökologischer Sicht ist jedoch eine ganz besondere Fähigkeit der Hülsenfrüchte: An ihren Wurzeln lagern sich Knöllchenbakterien an, die Stickstoff aus der Luft binden und für die Pflanzen nutzbar machen können. „Die Pflanze bringt quasi ihre eigene Düngerfabrik mit und man braucht keinen industriell hergestellten Stickstoffdünger“, so Janina Herrmann. Und mit diesen Kraftwerken versorgen sie nicht nur sich selbst: Über Pflanzenrückstände hinterlassen sie den Stickstoff auch für nachfolgend angebaute Pflanzen. Es findet als eine natürliche Düngung statt.
Ein wichtiger Grund, warum Landwirt Benedikt Endres auf Hülsenfrüchteanbau setzt. Auf seinem Biolandhof im südlichen Landkreis Würzburg wachsen Linsen, Sojabohnen und seit 2020 sogar Kichererbsen. „Die Kraftwerke des konventionellen Ackerbaus stehen dort, wo Öl gefördert wird. Denn die konventionellen Düngemittel werden sehr energieintensiv synthetisch hergestellt“, sagt Endres. Bei Bio-Produkten nach der EU-Öko-Verordnung dürfen solche Dünger nicht eingesetzt werden. Unter anderem wegen der Knöllchenbakterien sind Hülsenfrüchte für Biolandwirte wie ihn in der Fruchtfolge interessant. Was ihn darüber hinaus begeistert: Sie können vom Acker quasi direkt auf unsere Teller wandern, weil man mit ihnen so viele kulinarische Optionen hat. „Die ,Farm to Fork‘-Strategie geht hier komplett auf“, sagt er.
| Große Gesundheitswirkung, kleiner CO2-Fußabdruck Diese kulinarische Vielseitigkeit wissen auch immer mehr Menschen zu schätzen – insbesondere Vegetarier und Veganer. Aber auch alle anderen, die ihren Fleischkonsum reduzieren und damit ihren CO2-Fußabruck verkleinern möchten. Denn genau dafür sind Hülsenfrüchte perfekt geeignet. Aus dem Stickstoff, den sie mit Hilfe der Knöllchenbakterien aus der Luft holen, stellen sie nämlich jede Menge Eiweiß her.
Drei Dinge sind es, die Dr. Markus Keller vom Institut für pflanzenbasierte Ernährung in Giesen an Hülsenfrüchten besonders spannend findet: „Sie haben wertvolle Inhaltsstoffe, man kann tolle Sachen aus ihnen machen und sie sind sehr preisgünstig.“ Neben Eiweiß und Kohlenhydraten enthalten sie auch zahlreiche Vitamine und Spurenelemente – teilweise auch solche, die in unserer westlichen Ernährungsweise gerne einmal zu kurz kommen. Dazu zahlt ein hoher Ballaststoffanteil auf das Konto von Linse und Co. ein. Mit 39 Prozent hat die Sojabohne den höchsten Proteingehalt, dicht gefolgt von der Lupine. Dabei ist nicht nur die Menge an Eiweiß hoch, sondern auch die Qualität. Insbesondere, wenn man Hülsenfrüchte mit Getreide kombiniert – und genau das ist bei vielen traditionellen Gerichten wie etwa Spätzle mit Linsen der Fall –, erhält man einen optimal ausgewogenen Aminosäuremix. Das heißt, dass der Körper dann alle Bausteine bekommt, die er für einen gesunden Eiweißstoffwechsel braucht.
Doch Hülsenfrüchte können noch mehr: Typ-2-Diabetikern helfen sie, ihren Blutzuckerspiegel besser unter Kontrolle zu halten. Außerdem können sie helfen, einen zu hohen Blutdruck zu senken und wirken hohen Blutfettwerten entgegen. Die Angst, dass Sojaprodukte schädlich sind, weil sie hormonähnliche Wirkungen haben, hält sich zwar sehr hartnäckig, ist aber inzwischen durch mehrere Studien widerlegt. „Hülsenfrüchte haben zahlreiche präventive und therapeutische Wirkungen. Negative Wirkungen sind bei maßvollem Konsum nicht belegbar“, resümiert Dr. Markus Keller. Sein Institut empfiehlt ein bis zwei Portionen Hülsenfrüchte oder traditionelle Sojaprodukte wie Tofu oder Tempeh pro Tag als Richtwert.

Von links nach rechts: Landrat Thomas Eberth, Rico Neubert (Leiter Kreisentwicklung), Brigitte Schmid (Fairtrade-Landkreis Würzburg), Manuela Fuchs-Krenn und Janina Herrmann (Öko-Modellregion stadt.land.wü.) und Christian Schuchardt (Oberbürgermeister Stadt Würzburg) stellen den neuen Einkaufsführer regional.fair.bio. vor.
| Einkaufsführer regional.fair.bio: Hülsenfrüchte aus der Region kaufen Wer auf der Suche nach lokalen Hülsenfürchten ist, stellt in den Supermarktregalen schnell fest, dass der Großteil der Hülsenfrüchte aus Ländern wie der Türkei, Kanada oder Frankreich importiert wird. Eine Hilfestellung für den lokalen Einkauf bietet der neu aufgelegte Einkaufsführer von Stadt und Landkreis Würzburg. Aufgelistet und mit eigenem Icon markiert sind auch die Bio-Verkaufsstellen der Region – so z. B. der Online-Shop von Biolandwirt Benedikt Endres, sowie weiterer Direktvermarkter oder Einzelhändlern wie dem Würzburger Unverpackt-Laden, der ein breites Sortiment an bio-regionalen Produkten anbietet, zu dem auch Hülsenfrüchte gehören.
Der Einkaufsführer
Der Einkaufsführer ist kostenlos in den Rathäusern von Stadt und Landkreis erhältlich. Zudem kann er kostenfrei beim Landratsamt Würzburg, Zeppelinstraße 15, 97072 Würzburg, oder per E-Mail an oekomodellregion@lra-wue.bayern.de angefordert werden.
Der Einkaufsführer als PDF-Datei zum Download: www.landkreiswuerzburg.de/nachhaltig-einkaufen