Ein Hoch auf Hülsenfrüchte
Hülsenfrüchte liegen im Trend – und das völlig zu Recht
Eine Zeitlang galten sie als Arme-Leute-Essen, inzwischen feiern sie ein Comeback: Hülsenfrüchte. Kein Wunder, schließlich haben sie gleich mehrere gesundheitliche Vorteile. Sie sind reich an pflanzlichem Eiweiß und damit eine gute Alternative zu Fleisch – nicht nur für Vegetarierinnen und Vegetarier. Durch den hohen Proteingehalt machen Bohnen, Linsen, Erbsen & Co. lange satt. „Wenn man Hülsenfrüchte isst, bekommt man nicht so leicht Heißhunger und es steigen die Chancen, dass man die Snackbox im Büro links liegen lässt“, sagt Birgit Zimmermann, Leiterin der Ernährungsabteilung in der Klinik Saale in Bad Kissingen, die auf Diabetesbehandlung und Adipositas spezialisiert ist. Insbesondere Diabetikerinnen und Diabetiker profitieren von Hülsenfrüchten, da sie den Blutzuckerspiegel nur langsam ansteigen lassen. Außerdem sind sie reich an Ballaststoffen und enthalten viele wichtige Vitamine, Spurenelemente und sekundäre Pflanzenstoffe. Sogar der Cholesterinspiegel lässt sich durch regelmäßigen Verzehr von Hülsenfrüchten senken. Das macht die kleinen Kraftpakete doppelt interessant für Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen – und alle, die sich davor schützen wollen. Auch dem Darm tut man mit Hülsenfrüchten etwas Gutes, da sie die Darmflora verbessern.
Wie viel Hülsenfrüchte sollte man essen? Für Fleischessende lautet die Empfehlung, mindestens ein- bis zweimal pro Woche Hülsenfrüchte zu essen. Vegetarierinnen und Vegetarier sollten sie noch häufiger auf den Teller bringen, und Veganerinnen und Veganer kommen um den häufigen Hülsenfrüchte-Einsatz in der Küche gar nicht drumherum, wenn sie mit allen wichtigen Nährstoffen versorgt sein wollen. Unterm Strich kann man sagen: Wer oft und regelmäßig Hülsenfrüchte isst, lebt gesünder. „Menschen, die viermal pro Woche Hülsenfrüchte essen, wiegen in der Regel weniger und leiden seltener an Fettleibigkeit“, weiß Birgit Zimmermann. Wie gut, dass es so eine große Auswahl an Hülsenfrüchten gibt und dass sie sich in der Küche so vielfältig verwenden lassen. Ob als Eintopf, Suppe, Curry, Salat, Dip, Aufstrich, Bratling oder Snack, ob traditionelle Gerichte wie die klassische Linsensuppe von Oma oder internationale Rezepte von Nahost über Indien bis hin zur Mittelmeerküche – die Möglichkeiten sind quasi endlos. „In Kombination mit Bewegung und ärztlicher Begleitung sehen wir durch die Ernährungsumstellung deutliche Erfolge bei unseren Patientinnen und Patienten“, berichtet Birgit Zimmermann. Oft kann schon nach kurzer Zeit das Insulin reduziert werden. Das ist auch den Hülsenfrüchten zu verdanken, die die Klinik Saale fest in ihren Speiseplan aufgenommen hat. Bei der Ernährungsberatung und in der Lehrküche klärt das Ernährungsteam über Hülsenfrüchte auf und zeigt, wie einfach es ist, damit zu kochen.
Das Hülsenfrüchte-Einmaleins
- Hülsenfrüchte werden auch Leguminosen genannt. Man zählt dazu Erbsen, Bohnen, Kichererbsen, Linsen, von denen es jeweils viele verschiedene Sorten gibt.
- Alle Hülsenfrüchte enthalten viel Eiweiß, besonders viel ist jedoch in Sojabohnen und Lupinen enthalten.
- Mit Ausnahme von Linsen sollte man getrocknete Hülsenfrüchte vor dem Kochen in der dreifachen Menge Wasser einweichen, am besten über Nacht.
- Rote und gelbe Linsen müssen nicht eingeweicht werden und sind in nur 5–10 Minuten gar.
- Salz im Kochwasser verlängert die Garzeit nicht, Saures dagegen schon. Essig, Zitronensaft oder auch Tomaten sollte man deshalb erst nach dem Kochen zugeben.
- Hülsenfrüchte niemals roh essen, da sie gesundheitsschädliche Lektine enthalten. Beim Kochen werden diese zerstört.
- Es ist sinnvoll, Hülsenfrüchte mit Getreide zu kombinieren – zum Beispiel Kidneybohnen mit Haferflocken oder Linsen mit Bulgur. So bekommt der Körper einen besonders ausgewogenen Eiweiß-Mix.
Tipps für Hülsenfrüchtemuffel Damit die guten Vorsätze nach der Reha nicht im Alltagsstress abhandenkommen, ist es wichtig, den Kühlschrank entsprechend auszustatten. Am besten kocht man am Wochenende eine größere Menge, sodass man sich unter der Woche nur noch bedienen muss. Auch kleine Mengen haben bereits einen positiven Effekt: „Es hilft auch schon, wenn man dem Salat eine Handvoll Kidneybohnen zugibt oder die Bolognese mit etwas roten Linsen anreichert.“ Wer mit Kichererbsen & Co. nicht so richtig warm werden will, für den hat Birgit Zimmermann folgenden Tipp: „Zum Einstieg eignen sich geschälte Hülsenfrüchte wie rote oder gelbe Linsen. Sie zerfallen beim Kochen irgendwann und machen zum Beispiel Suppen und Soßen sämig. Auch das Einweichen fällt weg.“ Passionierten Fleischessenden rät sie, Fleisch nicht gleich komplett wegzulassen, sondern erstmal anteilig durch Hülsenfrüchte zu ersetzen: zum Beispiel in Form von Frikadellen aus einer Hackfleisch-Kichererbsen-Mischung.
Das muss man beim Kochen beachten Grundsätzlich ist es sinnvoll, getrocknete Hülsenfrüchte zu kaufen und selbst zu kochen. Die meisten müssen vor dem Kochen eingeweicht werden. Lange Garzeiten lassen sich durch einen Schnellkochtopf reduzieren. Auch Einfrieren ist möglich: entweder die noch rohen, eingeweichten und abgetropften Hülsenfrüchte oder die gekochten mitsamt dem Kochwasser. Aber auch Hülsenfrüchte aus dem Glas sind eine gute Alternative, wenn es mal schnell gehen muss
Das hilft bei Blähungen
Hülsenfrüchte enthalten Stoffe, die Blähungen verursachen können. Doch mit ein paar Tricks kann man diesen Effekt zumindest abmildern:
- Einweichwasser wegschütten, zum Kochen frisches Wasser verwenden und lange genug kochen.
- Gewürze wie Kreuzkümmel, Kümmel, Bohnenkraut, Majoran, Fenchel oder Anis verwenden, sie wirken Blähungen entgegen.
- Regelmäßig Hülsenfrüchte essen: So gewöhnt sich der Körper daran und die Blähungen lassen nach.
Darum sind Hülsenfrüchte gut für die Umwelt Im Vergleich zu tierischen Produkten wird bei der Produktion von Hülsenfrüchten viel weniger klimaschädliches Gas emittiert und deutlich weniger landwirtschaftliche Fläche verbraucht. Zudem können viele Sorten auch in Europa oder sogar in Deutschland angebaut werden, die Transportwege sind also kurz. Und der Anbau verbessert sogar die Bodenqualität. Denn Hülsenfrüchte haben die Fähigkeit, Stickstoff aus der Luft zu binden. Der Einsatz synthetischer Stickstoffdünger wird dadurch unnötig und die Bodenqualität sogar verbessert. Auch für die Biodiversität sind Hülsenfrüchte von Vorteil.

Linsen-Curry-Aufstrich

Zutaten für 4 Personen:
60 g rote Linsen 25 g rote Zwiebeln 1 EL Olivenöl 30 g Schafskäse Saft einer halben Bio-Zitrone Abrieb einer halben Bio-Zitrone 1 TL Petersilie ½ TL Currypulver Salz, Pfeffer
Nährwert pro Person: 84 kcal, 4,8 g E, 3,3 g F, 7,8 g KH
Zubereitung: Linsen in der doppelten Menge kochendem Wasser 15 Minuten bei mittlerer Hitze weich garen. Anschließend abgießen und abkühlen lassen. Zwiebeln schälen und fein würfeln. Das Öl in einer Pfanne erhitzen und die Zwiebeln ca. 2 Minuten bei mittlerer Hitze andünsten. Petersilie waschen, trockentupfen und feinhacken. Zitrone heiß abwaschen, trockentupfen und Zitronenzesten mit einer feinen Reibe abreiben. Anschließend den Zitronensaft auspressen.
Linsen, Zwiebeln und Schafskäse in einen hohen Mixbecher geben und mit Zitronensaft, Zitronenabrieb, Petersilie, Currypulver, Salz und Pfeffer verfeinern. Nun alles mit dem Stabmixer pürieren.

Frikadellen mit Kichererbsen
Zutaten für 4 Personen:
240 g Kichererbsen (Konserve, abgetropft) 2 Eier 200 g Rinderhackfleisch 2 EL Senf 2 EL Rapsöl 4 EL Gemüsezwiebel 2 EL Frühlingszwiebel 2 EL Instant-Haferflocken 1 EL Kräuter (Petersilie oder Schnittlauch) 1 Prise Pfeffer, Currypulver, geräuchertes Paprikapulver, Majoran und Salz
Nährwert pro Person: 200 kcal, 19 g E, 17 g F, 1,5 g KH, 1 BE
Zubereitung: Die Kichererbsen aus der Konserve abtropfen lassen, Eier dazugeben und mit dem Pürierstab pürieren. Hackfleisch, Frühlingszwiebeln, Zwiebeln, Senf, Kräuter und Gewürze unter die pürierte Masse geben und zu einem Teig verkneten. Die Instant-Haferflocken dazugeben, sodass der Teig bindet. Mit feuchten Händen ca. 1 Esslöffel der Masse zu einer Frikadelle formen (ergibt 20 bis 24 Stück). Die Frikadellen in einer beschichteten Pfanne mit Rapsöl von beiden Seiten braten.