
Damit das Energielevel wieder steigt
Post-Covid-Patientinnen und -Patienten schöpfen mit einer auf sie zugeschnittenen Reha neue Kraft.
Ständig müde und ausgelaugt. Und auch der Schlaf bringt kaum neue Energie. Fatigue gilt als eines der häufigsten Symptome, mit denen Menschen mit Langzeitfolgen einer Corona- Infektion kämpfen. Für sie ist es oft kaum oder nicht mehr möglich, den Tag mit all seinen privaten wie beruflichen Aufgaben zu meistern. Viele Teilnehmende einer Post-Covid-Reha auf der Insel Borkum kennen diese Situation. „Sie standen mitten im Berufsleben und merken nach der akuten Krankheitsphase, dass sie nicht mehr leistungsfähig sind“, sagt Amena Pamirzad, Chefärztin für Innere Medizin und Pneumologie an der Reha-Klinik Borkum Riff. Wenn das eigene Training und ambulante Maßnahmen wie Physio- und Ergotherapie nicht den erwünschten Erfolg bringen oder die Beschwerden langfristig anhalten, ist eine Reha für Menschen mit Post-Covid eine wichtige Option. Die Deutsche Rentenversicherung Bund bietet solche spezialisierten Rehabilitationen an sieben Kliniken in Deutschland an, vom Berchtesgadener Land über den Schwarzwald und Berlin bis hin zu den Nordsee-Inseln Föhr und Borkum. Reha-Konzept basiert auf neuesten Erkenntnissen Amena Pamirzad und ihre Kolleginnen und Kollegen sind generell auf die Therapie von Lungenerkrankungen und Allergien spezialisiert. Mit der Ausbreitung von Corona und somit einer steigenden Zahl von Menschen mit Langzeitfolgen hat sich das Reha-Zentrum auf Post-Covid-Patientinnen und -Patienten ausgerichtet, die insbesondere unter andauernden Atemwegsbeschwerden leiden. Dabei kann die Erkrankung viele weitere Symptome zeigen: von Konzentrations- und Gedächtnisschwächen über Herzprobleme bis hin zu Muskel- und Kopfschmerzen. Die Chefärztin empfiehlt Betroffenen, im Reha- Antrag als Wunschklinik jene Einrichtung anzugeben, die den eigenen Schwerpunkt der Erkrankung in ihrer Spezialisierung abdeckt. Auf Borkum arbeitet sie in einem interdisziplinären Team mit Fachkräften aus den Bereichen Medizin, Psychologie, Physio- und Ergotherapie sowie Pflege. „Wir haben gemeinsam unser Reha-Konzept erarbeitet, das wir permanent an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anpassen“, erklärt Amena Pamirzad. Die großen Richtungen gab und gibt eine anerkannte Leitlinie zu Long- und Post- Covid vor, die mehrere medizinische Fachgesellschaften erarbeitet haben.
„Wir haben gemeinsam unser Reha-Konzept erarbeitet, das wir permanent an neueste wissenschaftliche Erkenntnisse anpassen“

AMENA PAMIRZAD, CHEFÄRZTIN FÜR INNERE MEDIZIN UND PNEUMOLOGIE AN DER REHA-KLINIK BORKUM RIFF
Eine individuelle Therapie für jede Patientin und jeden Patienten Doch wie kann man allen Erkrankten gerecht werden, wenn die Symptome so vielfältig sind? In Borkum nimmt sich das ärztliche Team viel Zeit für eine ausführliche Diagnostik. Im Anschluss entscheidet es mit der betroffenen Person individuell über den Therapieplan. In den drei bis vier Wochen ihres Aufenthalts profitieren die Patientinnen und Patienten von einem großen Angebot. Nordic Walking und Aqua-Gymnastik aktivieren den Körper und fördern die Ausdauer. Die Atemtherapie hilft dabei, die Lungenfunktion zu verbessern. Als immunstärkend und gesundheitsfördernd für die Atemwege gilt das Reizklima auf der ostfriesischen Insel. Auch Entspannungseinheiten, Malstunden und kognitives Training stehen je nach Patientin oder Patient auf dem Programm. Zudem können sie auf psychologische Unterstützung zurückgreifen. Schulungen helfen, die Leistungsfähigkeit im Alltag besser einzuschätzen. Dass die Reha hilft, erkennt Amena Pamirzad an den Abschlussuntersuchungen der behandelten Personen. „Bei der Fatigue und den Atembeschwerden sehen wir deutliche Verbesserungen. Kognitive Störungen benötigen mehr Zeit. Die Erkrankten lernen bei uns, besser damit umzugehen.“ Wichtig für alle sei aber, nach dem Aufenthalt die Therapie ambulant weiterzuführen, sagt sie. „Die Prognose ist gut, das geben wir allen unseren Patientinnen und Patienten mit auf den Weg.“

Nach einer Covid-Erkrankung kann auch die Lungenfunktion eingeschränkt sein. Die Reha-Klinik Borkum Riff bietet dafür die passende Diagnostik an.

Auch eine Maltherapie kann im Rahmen einer Post-Covid-Reha sinnvoll sein: Sie spricht emotionale, kognitive und körperliche Aspekte an.
Long- oder Post-Covid?
Als Long-Covid-Syndrom werden Beeinträchtigungen bezeichnet, die vier (Long-Covid) bzw. zwölf Wochen (Post-Covid) nach der akuten Corona-Infektion noch bestehen oder anschließend in diesem Zeitraum auftreten. Auch die Verschlechterung bestehender Beschwerden durch die Infektion zählt hinzu. Die Beeinträchtigungen sind so schwerwiegend, dass sie einer Behandlung bedürfen und sich auf den Alltag der Patientinnen und Patienten auswirken. Weltweit arbeiten Forschende daran, die genauen Ursachen für die Erkrankung zu finden und die Therapiemöglichkeiten zu verbessern. Auch die Deutsche Rentenversicherung Bund engagiert sich in Forschungsprojekten, wie etwa im Projekt Re_Co, das die Erfolge der medizinischen Reha bei Patientinnen und Patienten nach einer Corona-Infektion untersucht.