Einblicke in unsere Geschichte
Instrumentalisierung
Die wirtschaftlichen, politischen und sozialen Krisen des vergangenen Jahrzehnts hatten in Deutschland den Aufstieg radikaler Parteien begünstigt. Am 30. Januar 1933 wurde Adolf Hitler neuer Reichskanzler. Dieses Datum markiert das Ende der Weimarer Republik und den Anfang der Nazi-Diktatur im Deutschen Reich. Nach der Machtergreifung wurden die Sparkassen schnell in die neuen Wirtschaftsstrukturen eingebunden, der Umbau der deutschen Volkswirtschaft in eine gerüstete Kriegswirtschaft begann. Infolge der Weltwirtschaftskrise hatte man sie 1931 von der kommunalen Gewährträgerschaft gelöst und als selbstständige Unternehmen etabliert, wodurch ihre Liquidität auf eigene Füße gestellt wurde. Zusätzlich mussten sie und andere Banken nun alles dafür tun, ihre Liquidität zu steigern. Dies alles diente dazu, sie auf ihre Aufgabe als Kapitalsammelstellen für den Finanzbedarf des Dritten Reichs vorzubereiten. Die öffentlich-rechtlichen Sparkassen begannen mit aggressiven Werbemaßnahmen und wurden zum nationalsozialistischen Idealbild eines Kreditinstituts. In der Folge kam es zu einem enormen Zuwachs an Spareinlagen. Das Geld wanderte zum größten Teil in Staatsanleihen. Es diente einerseits zur geräuschlosen Finanzierung der Aufrüstung und andererseits zur Kaufkraftsteuerung, um Güterengpässe zu vermeiden. Auch wenn die Sparkassen einen erheblichen Anteil an der Kriegsfinanzierung hatten und so den Weg zum Zweiten Weltkrieg ebnen halfen, so spielten sie nach verfügbarer Quellenlage kaum eine Rolle bei der Verdrängung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben. Ein Grund lag in der Segmentierung des Finanzmarktes in Geld-, Kredit- und Zahlungsverkehrsgeschäft. Viele jüdische Mitbürger, aber auch die großen Schweinfurter Industriebetriebe, führten ihre Konten wie allgemein üblich vor allem bei jüdischen Bankhäusern oder klassischen Universalbanken, die Sparkassen standen als mögliche Bankenalternative nur in seltenen Fällen im Blickfeld dieser Gruppen. Die besondere Struktur der Stadt mit ihren drei Großbetrieben und verhältnismäßig wenig gewerblichen Mittel- und Kleinbetrieben prägte das dortige Kreditgeschäft.
Antwort auf die Raumnot
Schweinfurt wuchs seit dem Ende des 19. Jahrhunderts rasant. Der industrielle Aufschwung hatte auch Auswirkungen auf die Städt. Sparkasse. Die Räume im Rathaus wurden bald zu klein, so dass man 1914 neue Räume im ehemaligen Amtsgerichtsgebäude in der Langen Zehntstraße 21 bezog. Im Gebäude war nun auch ein feuer- und diebessicherer Kassen- und Kontenschrank untergebracht. Doch bald herrschte auch hier Raumnot. Denn aufgrund der immer zahlreicheren Aufgaben war auch mehr Personal nötig. 1918 beschäftigte die Städt. Sparkasse lediglich zwei Beamte und vier Hilfskräfte. Bis 1932 wuchs das Personal auf 20 Mitarbeiter an. Kurze Zeit behalf man sich mit dem Bezug weiterer Räume im zweiten Geschoss des Gerichtsgebäudes. Der Wunsch nach einem eigenen Amtsgebäude konnte erst Mitte der 30er Jahre erfüllt werden. Die alte Schranne am Roßmarkt samt den zugehörigen Gebäuden (Bürgerhof mit Scheuer und ehemaliges Brauhaus) wurde von der Stadt erworben und innerhalb eines Jahres zum neuen Sparkassensitz ausgebaut, der 1935 seiner Bestimmung übergeben wurde. Noch heute ist das 1590 errichtete Gebäude mit seinem charakteristischen Schneckengiebel Sitz der Sparkasse. In den 1970ern kam noch das Gasthaus „Zur Schranne“ zum Gebäudekomplex der Sparkasse hinzu.
Tod in den Trümmern
Die Instandsetzung der Alten Schranne in Schweinfurt, in die die Städt. Sparkasse 1935 eingezogen war, hatte seinerzeit große Investitionen erfordert. Die Freude am schönen Bau währte nicht einmal zehn Jahre. Im Krieg wurde das Anwesen mehrmals schwer beschädigt und 1944 fast komplett zerstört. Zur Aufrechterhaltung der Moral wurde den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dieser Zeit viel Lob zuteil, da sie unter schwierigen Umständen den Geschäftsbetrieb am Laufen hielten. Großen Anteil am fortlaufenden Betrieb hatte Heinrich Winkler, der als Direktor in dieser Zeit verantwortlich zeichnete. So auch am 17. August 1943, dem Tag der Operation „Double Strike“. Angriffsziele der US Air Force waren Regensburg und Schweinfurt. Als die Bomber Gemünden um 15.44 Uhr überflogen, wurde in Schweinfurt Fliegeralarm ausgelöst. Während die meisten Bürger in Luftschutzbunker flohen, war Direktor Winkler nicht unter ihnen. Er blieb im Sparkassengebäude. Aus 183 B-17-Bombern fielen zwischen 15.56 Uhr und 16.20 Uhr knapp 2.000 Bomben auf die mainfränkische Stadt, darunter auch der Hof des Sparkassengebäudes. Ostflügel und Kassenhalle brannten fast vollständig ab. Direktor Winkler befand sich zu diesem Zeitpunkt in der Kassenhalle und wurde infolge der Wucht der Detonationswelle tödlich verwundet. Er starb in den Trümmern. Auf dem Totenschein wurde eine Woche später vermerkt: „durch Feindangriff gefallen“.
Ende und Neubeginn
Trotz der fast vollständigen Zerstörung lief der Betrieb der Städt. Sparkasse Schweinfurt noch bis Samstag, den 7. April 1945, weiter. Dann kamen die US-Truppen und begannen mit der Einnahme der Stadt. Mehrere Tage lang dauerten die Gefechte, ehe die 42. Division der 7. US-Armee von Westen und Südwesten am 11. April in die Stadt einmarschieren konnte. Am 19. April 1945 konnten die Geschäfte, zunächst unter kommissarischer Leitung, fortgeführt werden, ehe schlussendlich Otto Warmuth zum Direktor berufen wurde. Neue Gesetze und Verordnungen erforderten umfangreiche Arbeiten, ebenso wie die Rekonstruierung der Postsendungen, die in den letzten Kriegsmonaten verlorengingen oder vernichtet worden waren. Zwei Jahre später, am 21. April 1947, fand die erste Sitzung des neu berufenen Verwaltungsrats der Städt. Sparkasse Schweinfurt statt. In diesem Jahr konnte auch die Kassenhalle in ihrer früheren Form aufgebaut werden, im September wurde dort das Schaltergeschäft wieder aufgenommen. Bis Mitte 1954 war auch der Ostflügel des Sparkassengebäudes neu errichtet.