Einblicke in unsere Geschichte
Währungsreform statt Festschrift
Obgleich die Städt. Sparkasse Schweinfurt 1948 auf ihr 125-jähriges Bestehen zurückblicken konnte, verzichtete man auf eine Feier oder Festschrift. Man richtete seine Bemühungen auf die Bewältigung der Krisen. Die Folgen des Zweiten Weltkriegs waren in jeder Hinsicht katastrophal, auch in finanzieller Hinsicht. Die Kriegsausgaben summierten sich nach heutigen Schätzungen auf bis zu 850 Milliarden Reichsmark, denen keine nennenswerten Einnahmen gegenüberstanden. Die Gesamtschulden des Reichs waren erdrückend, gleichzeitig war das Geld wertlos geworden, da der Geldumlauf zwischen 1939 und 1945 mehr als versechsfacht worden war. Es zeichnete sich nach der Kapitulation Deutschlands schnell ab, dass das Währungssystem einer Reform bedurfte. Diese wurde 1948 eingeleitet, die Deutsche Mark kam. Die Sparkassen waren bei der Umstellung besonders gefordert, denn neben ihrem großen Kundenkreis, den sie zu bedienen hatten, kamen auch Neukunden hinzu, um ihre Reichsmarkguthaben anzumelden. Beispiel: Im Geschäftsgebiet der Sparkasse Haßfurt-Hofheim-Königsberg i. B. wurden von den 25.000 im Landkreis abgegebenen Anmeldebögen allein 18.000 von der Sparkasse bearbeitet. Eine weitere Folge der Reform: die Wertminderung der Einlagen. Der Wert der neuen Währung entsprach 5,7 Prozent der alten, durch die Inflation aufgeblähten Bilanzsumme. Im Fall der Städtischen Sparkasse Schweinfurt fiel der Einlagenbetrag von 77,1 Millionen Reichsmark auf 4,4 Millionen D-Mark. Die Kreissparkasse Schweinfurt startete mit 3,2 Millionen Mark ins erste Geschäftsjahr nach dem Krieg. Zum Schwund kam die Not: Viele Menschen hoben ihr letztes Erspartes ab.
Lastenausgleich und aufkommender Sparwille
Zum Sparen braucht man Geld. Das fehlte aber in den ersten Nachkriegsjahren. In Schweinfurt zeigte sich zum Beispiel in der Bilanzanalyse von 1949, dass die Spareinlagen seit Kriegsende lediglich um 3,09 Prozent gestiegen waren. Das wenige Geld, das man hatte, floss sofort in den Konsum. Um die soziale Not zu mindern, behalf sich die neue Regierung mit einer umfassenden Lastenausgleichsgesetzgebung. Der harte Schnitt der Währungsreform wurde mit einem rückwirkenden Bonus von 13,5 Prozent für Spareinlagen, die seit 1940 gehalten wurden, gemildert. Mithilfe der neuen Gesetze konnte sich zu Beginn der 1950er Jahre allmählich auch wieder ein Sparwille in der Bevölkerung durchsetzen. Die Sparkassen förderten den Spargedanken in der Bevölkerung durch neue Ideen. 1952 fand in Düsseldorf die erste Auslosung der deutschen Sparkassen für das Prämiensparen (PS-Sparen) statt. Diese neue Sparform, die das Sparen mit einem Gewinnspiel verbindet, wurde schnell populär und auch von vielen Kunden im Geschäftsgebiet der heutigen Sparkasse genutzt. Hinzu kamen Heim- und Abholsparen, Geschenkspargutscheine, Schulsparen usw. Langsam stiegen die Einlagenbestände, in Gerolzhofen zum Beispiel konnten sie zwischen den Jahren 1949 und 1952 mehr als vervierfacht werden und erreichten erstmals wieder über drei Millionen Mark. In diesem Jahr zog die Sparkasse Gerolzhofen auch in ihr neu gebautes Domizil in der Schallfelder Straße, wo sie bis heute beheimatet ist. Die Kreissparkasse Schweinfurt ließ ihre Geschäftsstelle 1954 ausbauen.
Die Lohntüte verschwindet
Arbeitnehmer wurden lange Zeit am Ende eines Monats in bar entlohnt. Das Geld steckte in einer sogenannten Lohntüte, auf der die Lohnabrechnung vermerkt war. Seit 1957 wurde in der Bundesrepublik Deutschland die Gehaltszahlung mittels Lohntüte verdrängt, weil immer mehr Unternehmen und Kommunalverwaltungen dazu übergingen, Löhne und Gehälter auf Girokonten zu überweisen. Der bargeldlose Zahlungsverkehr nahm zu und damit auch das Kundenbedürfnis nach mehr räumlicher Nähe zu den Banken. In der Folge entstanden in vielen Ortschaften neue Bankenfilialen. Diese stürmische Zweigstellenexpansion wurde infolge des bereits erwähnten Apothekenurteils von 1958 auch durch den Wegfall der Bedürfnisprüfung für die Errichtung neuer Zweigstellen ermöglicht. Die Städt. Sparkasse Schweinfurt etwa eröffnete weitere Filialen in den damals neuen Wohngebieten Bergl, Gottesberg und Gartenstadt sowie die Zweigstelle „An der Richard-Wagner-Straße“ und im Altenwohnstift „Sternhaus“ an der Kornacherstraße. Den Anforderungen ihrer Kunden folgend, bauten die Sparkassen nicht nur ihr Filialnetz, sondern auch ihr Serviceangebot immer weiter aus. Um den Wünschen aufgrund veränderter Zahlungsgewohnheiten nachzukommen, baute man etwa in Haßfurt, Hofheim, Ebern und Zeil zu Beginn der 1960er Jahre Nachttresoranlagen, die von nun an auch die Einzahlung außerhalb der Schalteröffnungszeiten möglich machten.
Im Takt des Rechners
In den ersten beiden Nachkriegsjahrzehnten entwickelten sich bald neue Buchungsformen. Allerdings bedurften auch die neuen, teilweise mechanischen Systeme immer noch manueller Eingriffe. Das meiste wurde noch handschriftlich notiert. Zahlreiche Dienstleistungsgeschäfte sowie der bargeldlose Zahlungs-, Dauer- oder Einzugsverkehr erforderten jedoch neue Techniken und effektivere Betriebsabläufe. In der Kreissparkasse wurden Schalterquittungsmaschinen installiert. Gleichzeitig wurde die Spar- und Darlehensbuchhaltung auf maschinelle Verarbeitung umgestellt. 1965 nahm die Sparkasse Haßfurt-Hofheim-Königsberg i. B. eine Datenverarbeitungsmaschine in Betrieb. Die handschriftliche Kontoführung wich dem Lochkartenverfahren. Die Umstellung der 48.000 Konten war bis 1967 erfolgt und bedeutete eine wesentliche Arbeitserleichterung und -beschleunigung. 1967 trat die Städt. Sparkasse Schweinfurt als erstes unterfränkisches Institut der Bamberger Sparkassenbuchungsgemeinschaft bei, die ein Jahr später ihr erstes Rechenzentrum in Betrieb nahm. 1969 wurde der gesamte Sparverkehr (45.908 Konten) in Schweinfurt auf elektronische Datenverarbeitung umgestellt. Seit 2007 sind die Sparkassen bundesweit an das Rechenzentrum der Finanz Informatik in Frankfurt angeschlossen. Der deutschlandweit zuständige IT-Dienstleister der Sparkassen-Finanzgruppe entstand aus den ehemals elf eigenständigen Rechenzentren der Sparkassenorganisation. Die Finanz Informatik übernimmt den Service für 112 Millionen Bankkonten; auf den Rechnern und Systemen werden jährlich 153 Milliarden Transaktionen durchgeführt.